Archivarbeit heute (3)

Dritter Teil: Das Archiv im Spiegel neuer Anforderungen und Kompetenzen

In diesem Kupferstich um1630 von Matthias Merian steht das "Tyrolisch Gebürg" im Nordosten von Kempten

In den beiden ersten Folgen „Archivarbeit heute“ standen das Spannungsfeld der Öffentlichkeitsarbeit und die heute besonders wichtige Funktion des Stadtarchivs als moderner Dienstleister im Mittelpunkt. Der dritte Teil behandelt die Rolle des Stadtarchivs Kempten im Spiegel neuer Anforderungen, Herausforderungen und Kompetenzen.

Die klassische Hauptaufgabe des Archivs ist die „Übernahme archivwürdiger Informationsträger“. Darunter haben wir bisher vor allem Papier in Form von Akten und Bildquellen wie Fotos und Postkarten verstanden, die trotz zunehmender „Elektronisierung“ ihre Berechtigung behalten. Das schon vor Jahrzehnten prognostizierte „papierlose Büro“ wird es so nicht geben.

Wesentlich sind aber die mit der Aufgabenstellung „Übernahme archivwürdiger Informationsträger“ im Zeitalter der Elektronik verbundenen neuen Anforderungen, die sich ständig ändern und erweitern. Gleichwohl sagt das Wort „Informationsträger“ auch in Bezug auf ganz neue Medien nach wie vor das Wesentliche aus.

Zum Papier kam die Diskette, die heute schon keine Rolle mehr spielt, zur Diskette kam die jetzt kaum mehr relevante CD-ROM, zur CD-ROM die DVD, deren Tage als Speichermedium wir wohl ebenfalls zählen können. Das große Thema der „Digitalisierung“ auch von Archivunterlagen beherrscht die Diskussion auf internationalen, nationalen und regionalen Tagungen – wie auch dem „Allgäuer Archivtag“! – ohne dass bisher allgemein verbindliche Standards geschaffen werden konnten. Dies ist im kommunalen Bereich mit der individuell unterschiedlichen Struktur und historischen Entwicklung von Stadtarchiven auch kaum möglich und erstrebenswert.

Hier geht es in Abstimmung und Zusammenarbeit mit den IUK-Ämtern und besonders den Einwohnermelde- und Standesämtern vielmehr darum, gerade personenbezogene Daten archivgerecht zu adaptieren und Verluste für die Zukunft z. B. der Familienforschung unbedingt auszuschließen. Seit 2003 arbeitet das Stadtarchiv Kempten mit der Software des Marktführers AUGIAS.

Eine neue Anforderung für das Stadtarchiv Kempten stellt seit einigen Jahren die Einbringung seiner Fachkompetenz in Fragen der Denkmalpflege dar, wenn es um die Beurteilung historischer Bausubstanz geht. An Beispielen sind besonders das Beginenhaus, der mittelalterliche Wohnturm (Nordsee) in der Fischerstraße, das Schwanengelände, das Mühlberg- Ensemble, die Stadtmauerreste und ganz aktuell der St.-Mang-Platz zu nennen.

Eine noch junge, wenn auch schon etablierte Kompetenz-Ebene ist der 1992 vom Stadtarchiv Kempten als Forum für die bayerisch-schwäbischen und württembergischen Kollegen und Kolleginnen ins Leben gerufene „Allgäuer Archivtag“. Er findet unter Vorsitz des Kemptener Stadtarchivars einmal jährlich statt und erfreut sich von Anfang an auch der besonderen Wertschätzung des Staatsarchivs Augsburg, dessen Leiter es sich in der Regel nicht nehmen lässt, den Archivtag persönlich zu besuchen.

Dabei kommt dem Stadtarchiv als Initiator eine federführende Rolle bei der Abwicklung dieser Veranstaltung zu, die auch überregionale Beachtung findet.

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