Auf wackeligem Boden?

Über‘m Mäuerle: Totalsanierung während unklarer Standfestigkeit und statischer Korrekturen.

Der Bauplan, in Blau das dem Gebäude zugrunde liegende Gewölbe.

Am denkmalgeschützten Gebäude Über‘m (Stadt-)Mäuerle 7 wurden seit 1972 keine Arbeiten mehr durchgeführt. Das Kellergeschoß besteht aus drei Gewölben, die als Gaststätte genutzt werden. Über dem mittleren befindet sich das langgestreckte Hauptgebäude, welches im Kern wohl gotischen Ursprungs ist.

Bei der Überbauung des hangseitigen Gewölbes war die Dachkonstruktion verfault, die Decken und Wände bröckelten, so dass hier nur eine totale Sanierung der Substanz in Betracht kam. Diese ist Voraussetzung für eine schrittweise Renovierung des gesamten Objektes.

Der ehemalige Bestand vor den Bauarbeiten.

Nach jahrelangen Bemühungen konnte jetzt endlich mit der oberen und unteren Denkmalschutzbehörde eine Einigung über die Neugestaltung erzielt werden. Diese sieht zur Burgstrasse hin vor, den Baukörper durch einen modernen Baustil deutlich vom alten abzuheben. Die Traufhöhen bleiben auf gleicher Höhe, und das Dach steigt geneigt nach Süden auf das alte Niveau an. Ein besonderes Lob sei hier dem Architekturbüro Maucher und Höß für Geduld und Ideenreichtum ausgesprochen.

Als erstes waren aufwändige geologische Gutachten und Berechnungen zur Sicherung der über zehn Meter hohen Hangkante nötig. Eine Abgrabung mit der Begründung, dass schon damals der Hang stehen blieb, ist heute aus Genehmigungs- und Haftungsgründen nicht mehr möglich. Dazu wurden 80 Tonnen bewehrter Spritzbeton aufgebracht, der mit rund einem halben Kilometer Erdanker bis zu 7,50 m tief in den Berg gebohrt und rückverankert ist.
Da in diesem Bereich Siedlungsspuren bis zurück zu den Römern bekannt sind, begleitete die Stadtarchäologie mit Interesse die gesamte Baumaßnahme, ohne sie zu stören. (Vielleicht ergibt sich hieraus ja ein weiterer Bericht bis zum nächsten Altstadtbrief?)

Die Standsicherheit des Gewölbes war im bisherigen Zustand nicht nachweisbar. Und die Zerklüftungen der in der Eiszeit aufgeworfenen Nagelfluhschollen mit ihren gebackenen Kiessanden waren trotz Untersuchungen nicht flächendeckend exakt festzustellen. Das komplizierte Zusammenspiel von Erddruck, Gewölbe und geologischen Gegebenheiten war im Vorfeld nur weitestgehend zu erfassen und musste deswegen während der Bauphase bezüglich Konstruktionen und Statik korrigiert werden. Diese ständigen kleinen Verzögerungen durch technische und statische Schwierigkeiten kosteten den Beteiligten so manche Nerven und verschoben die Fertigstellung mehr und mehr in den Winter, welcher das nächste Problem darstellte.
Diesbezüglich möchte ich die gute Zusammenarbeit der beteiligten Ingenieure Sauter und Stüber, Seidenstücker und Nieder, Merdian, Anwander und König, Hold, Engel und Buchelt sowie Wassermann und Kreck erwähnen. Ohne dieses tolle Team – auch mit den ausführenden Firmen – hätte es nicht funktioniert.

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