Grüße zum Jahreswechsel von den Stiftsstadtfreunden

Liebe Leser des Altstadtbriefes, man glaubt es kaum, aber schon wieder steht das Jahresende kurz bevor. Mal ehrlich, wieviele Dinge wollten Sie heuer neu anpacken oder mit frischem Schwung vorantreiben? Welche felsenfesten Entschlüsse, gefasst in den besinnlichen Stunden des letzten Jahreswechsels wurden im Lauf des Jahres Opfer einer unbarmherzig wiederkehrenden Alltags-Routine?

Die persönliche „Erfolgsquote” sieht bei jedem Einzelnen sicher etwas anders aus. Wichtiger ist jedoch die Tatsache, dass man sich überhaupt einmal Gedanken macht, sich mit seiner Umgebung auseinandersetzt, analysiert, Lösungsansätze mit Gleichgesinnten diskutiert und den Argumenten Andersdenkender zuhört. Manchmal liegt die Lösung für vermeintliche Probleme ungeahnt nahe, manchmal vielleicht sogar bei einem selbst. Nicht Lamentieren und Selbstmitleid sind gefragt, sondern Anpacken und Mitmachen.

Wie Sie, liebe Altstadtfreunde, wollen auch wir Stiftsstädter mit unserem Verein ein Forum für Interessierte anbieten und durch Aktivitäten, Informationen und gesellige Veranstaltungen das Leben in unserem Viertel bereichern, für das Miteinander werben und ge meinsam unsere Interessen bündeln und vortragen. Lassen Sie mich daher die wichtigsten Ereignisse des zu Ende gehenden Jahres nochmals in Erinnerung rufen:

Bereits am Anfang des Jahres wurde die Demokratiefähigkeit unseres jungen Vereins auf eine Bewährungsprobe gestellt. Ähnlich dem Meinungsbild in der gesamten Stadt bildeten sich auch in der Stiftsstadt zwei gegensätzliche Lager heraus, die ihre Argumente leidenschaftlich austauschten: Die Befürworter und die Gegner einer Tiefgarage unter dem Hildegardplatz. Schließlich entschied sich die Mehrheit gegen den Bau einer Tiefgarage, wobei die Frage nach dem Ersatz für die über 200 entfallenden PKW-Stellplätze unbeantwortet blieb.

Mehr Einigkeit herrschte dagegen bei der Organisation und Vorbereitung unseres alljährlichen Stiftsstadtfestes Ende Juni. Dieses Jahr war es ja auch etwas ganz Besonderes: Es jährte sich zum 10. Mal, dass sich Bewohner der Stiftsstadt zusammenfanden, um für ein gemeinsames Ziel einzutreten, dem Widerstand gegen die Erweiterung der JVA in der Weiherstraße. Für dieses Jubiläum war uns die Größe und Zugewandtheit des Großen Kornhausplatzes zur Stadtmitte sehr willkommen. Entgegen unserem sonst eher heimeligen Festplatz an der Seelenkapelle bot uns dieser Standort die Möglichkeit, unsere Botschaft hinaus zu tragen: „Hier ist Kempten nicht zu Ende (wie uns manche Kempten-Info Glauben machen will), hier beginnt das Herz der Stiftsstadt!”. Drei verschiedene Musikgruppen, Tanzvorführungen, Kinderspiele und Tombola sorgten für Kurzweil und Unterhaltung.

Am Vorabend des Festes konnten wir mit einer Vernissage unsere Ausstellung „Bilder aus der Stiftsstadt” für die Dauer einer Woche eröffnen. In langer Vorarbeit wurden Fotos und Grafiken aus dem Besitz vieler Bürger zusammengetragen, Hintergründe recherchiert und schließlich in den Geschäftsräumen der Firma Waffen-Beer am Kornhausplatz präsentiert. Überwältigend waren die aus – schließlich positive Resonanz und Anerkennung. Bemerkenswerterweise kamen mindestens ebenso viele Besucher von außerhalb der Stiftsstadt wie von innerhalb. Wertvolle Kontakte mit Interessenten und Besitzern historischen Bildmateriales konnten geknüpft werden. Ein Zeichen für eine reichhaltige Quelle an vorhandenem Geschichts- und Heimat bewußtsein vieler Mitbürger, die – erst einmal angestoßen – reichhaltig und vielfältig zu sprudeln beginnt. Damit diese junge Quelle nicht versiegt, planen wir die Herausgabe einer Bilddokumentation, für die sich bereits erste Sponsoren und Berater gefunden haben.

Um unsere Sorgen und Nöte den Verantwortlichen unserer Stadt vorzutragen, aber auch zur Anregung und zum Gedankenaustausch, führten wir im Oktober unseren Herrn Oberbürgermeister und Frau Baureferentin Beltinger durch die Stiftsstadt. Die fortgeschrittene Bebauung auf dem Samendinger-Gelände diente als Aufhänger für unseren Wunsch, bei der Genehmigung künftiger Bauvorhaben mehr auf die vorhandenen Strukturen und rechtlichen Gegebenheiten der Stiftsstadt zu achten und ein wirksames Instrumen tarium, den Bebauungsplan „Stiftsstadt West” voranzutreiben. Seit über 10 Jahren(!) liegen Konzepte hierfür vor.

Den dringenden Bedarf an erschwinglichem Wohnraum in unserem Viertel, insbesondere auch für junge Familien mit erwartetem Nachwuchs haben wir erläutert. Die Wegzugszahlen sind alarmierend. Wir forderten die Stadt auf, bei Häusern im städtischen Besitz mit gutem Beispiel voranzugehen.

Der allgemein schlechte Kanal-, Straßen- und Beleuchtungszustand wurde dargestellt. Hier soll es im Frühjahr 2000 losgehen.

Unserem Wunsch nach Entlastung der Salzstraße, verstärkter Propagierung und Wegweisung des Rings als leistungsfähige Alternative für den Durchgangsverkehr wurde wenig Ge genliebe entgegen gebracht. Bleibt die Frage, ob eine wünschenswerte deutliche Verbindung zwischen Stifts- und Großer Kornhausplatz durch den immensen Verkehrsstrom nicht in Frage gestellt wird.

Wie jedes Jahr zur Weihnachtsszeit veranstalten wir wieder eine Adventsfeier für unsere Mitglieder. Sie findet heuer zusammen mit den Senioren und Seniorinnen des Margaretha- und Josefinenstiftes in deren Räumen statt. Die Kinder der Fürstenschule stimmen in der gerade noch rechtzeitig renovierten Seelenkapelle wieder viele Besucher mit weihnachtlichen Klängen auf das bevorstehende Fest ein.

Bleibt mir zum Schluss des Jahres die Aufgabe, all denen zu danken, die diese Aktivitäten durch ihr Mitwirken und ihre Unterstützung erst möglich ge macht haben: Allen voran den Mitgliedern und Förderern unseres Vereins, den vielen ungenannten Spendern, Helfern, Kuchenbackern, Christbaumaufstellern, Wurstbratern, Losverkäufern, Geschirrspülern, Bilderaufklebern, Toilettenreinigern, Musikern ….. , eine schier unendliche Liste.

Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle besonders auch bei meinen Vorstands-Kollegen, die durch ihren selbstlosen und engagierten Einsatz Außergewöhnliches leisten.

Mein Dank für die gute Zusammenarbeit und freundschaftliche Grüße ge hen ebenso in die Reichsstadt zu unseren Altstadtfreunden

Allen wünsche ich ein besinnliches Weihnachtsfest und Kraft und Gesundheit für alle anstehenden Vorhaben im neuen Jahr.

Vergessen wir bei allem Weihnachtstrubel und wissenschaftlichen Erörterungen zum wahren Zeitpunkt des Jahrtausendwechsels nicht, unsere Vorsätze fürs nächste Jahr zu fassen. Vielleicht ist einer davon ja, sich bei Altstadt- oder Stiftsstadtfreunden zu engagieren und ein kleines Stückchen zur Mitgestaltung unseres gemeinsamen Lebensraumes beizutragen.

Von Michael Schuster, 1. Vorsitzender Stiftsstadtfreunde e.V.

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