Neues aus der Gerberstraße

In der Gerberstraße ist im Jahr 2006 einiges in Bewegung geraten. Bauliche Veränderungen an dem einen oder anderen Gebäude, neue Läden – aber auch neue Ideen sind entstanden. Nachdem die Bewerbung für das bayerische Modellvorhaben „Leben findet Innenstadt” zunächst nicht von Erfolg gekrönt war, wurde das Thema von Seiten der Stadt dennoch nicht zu den Akten gelegt. Nach einer Informationsveranstaltung im März 2006 in den Räumen von Galeria Kaufhof war klar, dass auch die meisten betroffenen Hauseigentümer und Geschäftsleute weiterhin an einer Aufwertung des Gebiets interessiert sind und aktiv daran mitarbeiten wollen. Mit zwei Workshops, moderiert von dem auf Einzelhandelsfragen spezialisierten Beratungsunternehmen GMA, wurden daher die Grundlagen für eine Neuausrichtung und Neugestaltung der Gerberstraße gelegt.

Am 19. Juli 2006 trafen sich zahlreiche Geschäftsleute, Hauseigentümer sowie Vertreter von Politik und Verwaltung zunächst zu einem gemeinsamen Rundgang durch das Gebiet. Dabei wurde bereits deutlich, dass es zahlreiche Ansatzpunkte für eine Aufwertung gibt, die von der Schaufenstergestaltung über kleinere Verunreinigungen und Beschädigungen an Gebäuden bis hin zu den Öffnungszeiten reichen. Gleichzeitig aber lassen sich genügend positive Ansätze im Gebiet finden. Aus den daraus abgeleiteten Stärken und Schwächen wurden erste Maßnahmen abgeleitet, die dann in einem zweiten Workshop am 13. September 2006 ergänzt und nach Prioritäten geordnet wurden. Folgende Maßnahmen wurden dabei als besonders wichtig für die Aufwertung des Projektgebiets herausgearbeitet.

In der Brandstatt:

  • absatzpolitische Schulungen für die Geschäftsinhaber (z.B. Schaufenstergestaltung)
  • Gestaltung der Eingangsbereiche der Geschäftslage
  • städtebauliche Aufwertung
  • attraktive Gestaltung der Arkadengänge in der unteren Brandstatt
  • Fassadenrenovierung einzelner Häuser
  • temporäre Aussetzung der Sondernutzungsgebühren

Gerberstraße:

  • attraktive Gestaltung der beiden Eingangsbereiche zur Geschäftslage
  • Bildung einer Werbegemeinschaft, gemeinsam mit der Brandstatt
  • Umgestaltung des Treppenaufgangs zur Galeria Kaufhof
  • städtebauliche Aufwertung
  • absatzpolitische Schulungen für die Geschäftsinhaber (z.B. Schaufenstergestaltung)
  • Nun aber kommt es entscheidend darauf an, diese Projektvorschläge auch in die Tat umzusetzen. Bereits ausformulierte Entwicklungsvereinbarungen dazu liegen allen Beteiligten vor. Anfang des Jahres 2007 wird es daher noch einmal eine Zusammenkunft geben, bei der es darauf ankommen wird, dass sich möglichst alle beteiligten Projektpartner zur Umsetzung der definierten Maßnahmen verpflichten. Denn nur wenn das gesamte Maßnahmenpaket umgesetzt wird und nicht nur einzelne Elemente daraus, wird das Projekt letztlich Erfolg haben können. Die positiven Impulse, die durch die jüngsten Aktivitäten beispielsweise der Familie Geppert (Pelz- und Lederatelier) und der Familie Jäger (Bang & Olufsen) gesetzt wurden, geben hier eindeutig die Richtung vor.

Auch die Stadt Kempten wird ihren Teil dazu beitragen, dass es zu einer dauerhaften Aufwertung in diesem Teil der Altstadt kommt. Jedoch wird auch dies gekoppelt sein an die Umsetzung des gesamten Maßnahmenpakets. Die Gerberstraße hat ein beträchtliches Entwicklungspotential, das es zu nutzen gilt. Sie ist zentrales Bindeglied zwischen Stiftsstadt und Altstadt und hat als solches die große Chance, zu einer Vorzeigemeile unserer innerstädtischen Einkaufslandschaft zu werden. Seine historische Bedeutung und sein noch weitgehend intaktes mittelalterliches Gebäudeensemble liefern dafür die besten Voraussetzungen. Für den städtischen Haushalt 2007 sind ausreichend finanzielle Mittel vorgesehen, um die Planungen für die Neugestaltung des öffentlichen Raumes auszuarbeiten.

Das allein aber wird nicht ausreichen, um das Ziel einer attraktiven und gut frequentierten Einkaufslage zu erreichen. Nur wenn die Hauseigentümer und Geschäftsinhaber sich zu­sammenschließen und ihren Teil beitragen, kann das Projekt zum Erfolg führen. Im anderen Fall wäre nicht nur der Erfolg in Frage gestellt, sondern auch die Investitionen der Stadt. Jeder Hauseigentümer und jeder Ladenbesitzer im Bereich Gerberstraße / Brandstatt hat die aus den Workshops hervorgegangenen Vorschläge schwarz auf weiß vorliegen. Jeder weiß also auch, worauf es ankommt und was zu tun ist – von der Gemeinschaft und von jedem Einzelnen.

Von Seiten der Stadt werden die Bestrebungen in den nächsten Monaten darauf abzielen, mit allen Anwohnern, Hauseigentümern und Geschäftsleuten zu einer verbindlichen Vereinbarung zu kommen. Damit neue Qualität und Attraktivität in einen Teil der Innenstadt gelangt, der sich viel zu lange schon weit unter Wert verkauft hat.

Von Dr. Richard Schießl

  1. Bisher keine Kommentare.
(wird nicht veröffentlicht)
  1. Bisher keine Trackbacks.