Bericht des Vorsitzenden

Jeder Jahresrückblick der auch nur halbwegs ernstgenommen werden will, beginnt mit einem Lamento großer Geldnot bzw. leerer Kassen und zwar seit vielen Jahren. Dieses Jahr hat es uns aber – nach allen glaubhaften Berichten – ernsthaft getroffen. Wir werden hier keine Ursachen aufzählen oder Schuldige suchen. Wir freuen uns über alle fertiggestellten Projekte unserer Stadt und wollen sie pfleglich behandeln. Selbst den Abriss, bzw. Rückbau ungeliebter Bau- und Gestaltungssünden ( z.B. das „Mahnmal“ Rathausplatz vor dem Ponikau-Haus ) können wir uns nicht mehr leisten. Wir werden uns in den nächsten Jahren daran gewöhnen müssen, auf manch Selbstverständliches zu verzichten. Viele städtische Leistungen müssen durch Bürgerengagement und Einsatz von uns Allen übernommen werden. Vielleicht können wir z.B. den Gedanken an Patenschaften kleiner Grünanlagen vor unseren Häusern wieder aufleben lassen. Es wird uns hier noch Einiges einfallen müssen.

Wir wollen hier ganz ausdrücklich die Aktion unserer Stadt „Reformen statt Kahlschlag“ unterstützen. Dies darf aber nicht die Planungen der wichtigsten Zukunftsprojekte lähmen. Mit der Einrichtung eines Beraterkreises Stadttheater, zu dem auch die Altstadtfreunde eingeladen sind, wird genau der richtige Weg beschritten. Hier wird bis zur Ausschreibungsreife mit allen Beteiligten die künftige Nutzung bis in die Details ausgearbeitet um eine Umsetzung sofort zu gewährleisten wenn denn eines Tages die finanziellen Voraussetzungen wieder eintreten. Genau die gleichen Vorarbeiten erbitten wir für den St.-Mang-Platz und die Bäckerstraße. Kein anderes Projekt ist für unsere Altstadt so wichtig wie diese in den Grundzügen einvernehmliche und sicher nicht aufwendige Baumaßnahme. Es ist uns bewusst, dass bei leeren Kassen keine Wunder erwartet werden dürfen, aber hier liegt der Schlüssel zu der überlebensnotwendigen Entwicklung dieses Teiles unserer Kemptener Altstadt. Wenn die Erstellung nicht in einem Stück ermöglicht werden kann, sind wir auch mit kleinen Schritten und dem Erstellen von Teilabschnitten zufrieden.

Mit großer Zufriedenheit und Dankbarkeit können wir hier von der Verwirklichung des Gebäudes der Firma Soloplan auf einem Teilstück des Schwanengeländes berichten. Die Familie Heidl hat uns hier bei unserem größten Problem geholfen. Vielen Dank (siehe eigener Bericht). Wir wünschen der Städtebaugesellschaft bzw. der Sozialbau Kempten weiterhin eine derart glückliche Hand bei der weiteren Verwertung des Schwanengeländes.

Besonders bedanken wollen wir uns bei der Stadt (Bauamt) für die Erstellung des eleganten und ansprechenden Wegweisungskonzeptes. Mit viel Aufwand und Detailarbeiten entstanden informative und sinnvolle Informationstafeln für unsere Gäste und sicher auch für manchen Kemptener. Die Altstadtfreunde waren auch hier neben vielen anderen Interessenvertretern zur Mitarbeit eingeladen. In diesem Zusammenhang sehen wir hier auch die wunderschönen Blumen-Gebinde, die viele Plätze und Straßen über den ganzen Sommer schmückten.

Die Planung und Verwirklichung eines Boule-Platzes durch Mitarbeiter des Haus Lichtblick und der Altstadtfreunde auf dem St.-Mang-Platz hat sich als besonderer Glücksgriff erwiesen. Hier wird Kommunikation und Nachbarschaft in besonderem Maße verwirklicht. Bis in die späten Abendstunden finden sich hier alle Schichten unserer Bevölkerung bei friedlichem Spiel zusammen. Wir werden uns selbstverständlich dafür einsetzen, dass auch auf einem neu gestaltetem St.-Mang-Platz wieder ein Boule-Platz entsteht.

Seit langem haben wir uns für eine Verlängerung der Ausschankzeiten der Gaststätten auf dem Rathausplatz eingesetzt. Nachdem alle Wirte gemeinsam Anfang des Jahres beim Ordnungsamt einen entsprechenden Antrag stellten, hat die Stadt einer Öffnung bis 24.00 Uhr probeweise zugestimmt. Ein selten schöner und warmer Sommer konnte so auf diesem herrlichen Platz in vollen Zügen genossen werden. Wir danken hier allen Wirten und Anwohnern für die verantwortliche Umsetzung der Genehmigung, die auch für das nächste Jahr eine Fortsetzung ermöglicht hat.

Unser gemeinsames Altstadt-Diakonie-Fest auf dem St.-Mang-Platz am 25. und 26. Juli war wieder ein voller Erfolg. Der Wettergott hat es besonders gut mit allen Beteiligten gemeint und so konnte ein harmonisches und abwechslungsreiches Fest mit vielen Gruppen und Verbänden bis in die Nacht gefeiert werden. Vielen Dank allen Beteiligten, die zugunsten des Hauses Lichtblick ehrenamtlich tätig waren. Auch im Jahre 2004, am 16. und 17. Juli, werden die Diakonie und wir mit noch mehr Attraktionen dieses Ereignis wieder für Sie planen und veranstalten.

Zum Unterhalt und wichtiger Renovierung eines der Kemptener Wahrzeichen, der St.-Mang-Kirche, hat sich der Kirchbauverein St.-Mang-Kirche Kempten e.V. gegründet. Bitte unterstützen Sie dieses wichtige Vorhaben mit einem geringen Jahresbeitrag (steuerbegünstigt). Nähere Auskünfte bei uns.

Das sture Festhalten an überzogenen und eigennützigen Forderungen hat viel zu lange die Hochwasserverbauung im Bereich Weidacher Weg und Rottachstraße verhindert. Herr Architekt Dieter Heiler hätte den betroffenen Anliegern viele Ängste und sich viel Ärger und Aufwendungen ersparen können.

Wie geht es weiter mit dem Beginen-Haus? Wir wünschen dem Förderverein weiterhin viel Kraft und Erfolg. Allerdings werden wir immer wieder, wie zuletzt im Altstadtbrief Nr. 29/2002, an die besondere Verpflichtung der Baufirma Dobler Kaufbeuren erinnern. In unserer Jahresversammlung am  16.03.2004 wollen wir auf diesen Punkt besonders eingehen.

Beim diesjährigen Tag des offenen Denkmals mit dem Motto „Wohnen im Baudenkmal“ erfuhr das Beginenhaus besondere Aufmerksamkeit. Zwar ist es sicher noch nicht bewohnt, – dieser Titel war eigentlich zu anspruchsvoll – aber es erfuhr die gebührende Aufmerksamkeit. Bei der Planung und Ausführung dieses Tages im Bereich der Altstadt haben sich die Altstadtfreunde in großem Umfang beteiligt.

Das Projekt „Die Rosenau“ ist leider etwas ins Stocken geraten. Das verantwortliche Bauunternehmen steht nach wie vor hinter der Umsetzung und hat eine neue Vermarktungsfirma gewinnen können. Auch wir unterstützen das Bauvorhaben mit allen unseren Mitteln, da die Verwirklichung eine bedeutende Belebung unserer Altstadt bedeutet.

Eines unserer besonderen Anliegen, das Haus Bäckerstrasse 9, ist mit Teilen des Grundstückes Schwanengelände in den Besitz der Städtebaugesellschaft bzw. Sozialbau Kempten übergegangen. Wir freuen uns, hier endlich einen verantwortungsbewussten Eigentümer und Gesprächspartner zu haben und hoffen auch hier endlich zu Ergebnissen zu kommen.

Ein besonders instinktloser und unglücklicher Umstand ist die Entfernung des Briefkastens am St.-Mang-Platz. Nachdem uns hier schon vor Jahren das Postamt wegrationalisiert wurde, hätte hier die Stadtverwaltung eine besondere Verpflichtung zum Intervenieren bei der Post sehen müssen, zumal jedermann an diesem Platz um eine Aufwertung bemüht ist. Ebenfalls eine Aufwertung für unseren Rathausplatz wäre die Einrichtung öffentlicher Ämter oder Behörden in den Erdgeschoßräumen des ehemaligen Kulturamtes, Rathausplatz 5. Die nicht öffentliche Nutzung als städtische Druckerei ist in diesen besonderen historischen Gewölberäumen viel zu schade.

Eine große Sorge bedeutet für uns eine Entwicklung in der Bäckerstraße. Es entstehen immer mehr Clublokale ausländischer Mitbürger. Mit der besonderen Rechtsform „Clublokal“ entziehen sie sich weitgehend den rechtlichen Auflagen normaler Gaststätten und entwickeln ein völlig selbstständiges, von den Ordnungsbehörden erschwert kontrollierbares Eigenleben. Leider müssen wir auf Grund vieler Gespräche mit Anwohnern dieser Bereiche erkennen, dass die  Gäste dieser Einrichtungen keinerlei Rücksicht auf ihr Umfeld nehmen. Beeinträchtigung des Geschäftsbetriebes in der Nachbarschaft, wildes rücksichtsloses Parken, zum Teil mit laufenden Motoren und lärmendes Verhalten bis tief in die Nächte – um nur einige Punkte zu nennen – erschwerten das Miteinanderleben erheblich. Bei gemeinsamen Gesprächen mit betroffenen Bewohnern, dem Rechts- und Ordnungsamt, dem Straßenbenutzungsamt und den Polizeibehörden haben wir auf diese Umstände hingewiesen. Der direkte Versuch mit den Verursachern in ein Gespräch zu kommen scheitert bis jetzt meist am sehr aggressiven Verhalten der „Clubmitglieder“.  Allerdings haben uns unsere o.g. Behörden Hilfe und Unterstützung zugesagt. Wir werden uns weiterhin besonders mit diesem Thema auseinandersetzen – selbstverständlich auch auf unserer Jahresversammlung – und hoffen auf friedliche und einvernehmliche Lösungen.

Das besonders gute Verhältnis der Altstadtfreunde zur Sozialbau Kempten muss nicht betont werden. Trotzdem sei hier Kritik erlaubt. Beim Bau der  Tiefgarage Schwanengelände wurden grundlegende Interessen eines Nachbarn verletzt. Ohne Rücksprache mit diesem Grundstückseigentümer wurden zur Erschließung der Baugrube der Tiefgarage der halbe Hof inklusive Kanalisation und ein Baum weggebaggert. Trotz toleranten Verhaltens dieses Anliegers zu diesen Eingriffen wurden seine Einwendungen und Anregungen zur Gestaltung des Baus eines Aufzugsschachtes unmittelbar innerhalb des gesetzlichen Mindestabstandes einfach übergangen.  Auch zwei Vermittlungsgespräche mit Mitgliedern des Vorstandes der Altstadtfreunde und eines Gespräches vor Ort mit der Baureferentin Frau Beltinger bewirkten kein Einlenken des zuständigen Architekten Herrn Mohr. Immerhin konnten wir eine optische Verbesserung des nachträglich geplanten und errichteten Aufzugsschachtes erreichen. Laut Auskunft eines weiteren Anliegers konnte über grundbuchamtliche Stellplatzrechte im gleichen Bereich keine einvernehmliche Lösung gefunden werden. Trotz der absoluten Wichtigkeit und Vorrangigkeit großer Lösungen auf dem Schwanengelände bitten wir unseren Partner Sozialbau um mehr Verständnis und Respektierung gegenüber wirklich gutwilligen und kompromissbereiten Anliegern.

Als am 24.02.2003 nach vielen Vorgesprächen und Bemühungen aus der Aktionsgemeinschaft Kempten e.V. der City-Management Kempten e.V.  umwandlerisch entstand, wurde dieses Vorhaben mit vielen Hoffnungen begleitet. Hier sollten die Kemptener Kaufmannschaft, die Gastronomie, Haus- und Grundbesitzer und innenstadttypische Dienstleistungsbetriebe mit verschiedenen Aktivitäten in die Lage versetzt werden, auf gleiche Augenhöhe mit dem zu erwartenden hochprofessionellen Center-Management des neuen  Forum Allgäu  zu kommen. Leider schrumpfte aber zuerst einmal die alte Mitgliederzahl und wuchs dann sehr zögerlich auf z.Zt. ca. 120 Mitglieder. Der angestrebte City-Manager rückt damit in weite Ferne. Es ist sehr schwer oder gar nicht nachvollziehbar, dass hier nicht sofort eine starke und schlagkräftige Gemeinschaft entstanden ist. Stattdessen wurde der Center-Manager des Forum Allgäu, Herr von Oelhafen, in den neuen Vorstand gewählt. Ein gegenseitiger gesunder Wettbewerb unter gleichstarken Konkurrenten ist so schlecht vorstellbar. Umso weniger, wenn man bedenkt, dass das ausgegebene Motto des Herrn von Oelhafen lautet: „Wer aus meinem Forum Allgäu kommt, darf kein Geld mehr haben, woanders noch etwas Einkaufen zu können.“ (Zitat aus einem Vorstellungsvortrag über das Forum Allgäu).

Wie sich dieses gigantische Einkaufscenter mittelfristig auf die Gesamtsituation des Kemptener Handels auswirkt muss abgewartet werden. Aber anstatt hier erst einmal die Folgen und Auswirkungen solide abzuwarten und zu bewerten, wird in unmittelbarer Nähe bereits der nächste Handelsgigant, Lutz Neubert,  geplant Noch einmal 30.000 qm Verkaufsfläche – zur Erinnerung, das Forum Allgäu umfasst „nur“ 23.000 qm – davon ca. 5.000 reines Innenstadt-Sortiment zu ca. 25.000 qm Möbelschau.  Glauben die verantwortlichen Entscheidungsträger wirklich, das könne unserer Stadt zu Gute kommen? Innenstadtrelevante Sortimente werden ohne Not in unseren gewachsenen Kaufstrukturen zerstört. Allein das Erpressungsargument, Lutz Neubert suche ansonsten einen Standort um Kempten herum, darf niemals für eine Zustimmung ausschlaggebend sein. Wenn der Norden unserer Innenstadt derartig geschwächt wird, leisten die Verantwortlichen der gesamten Einkaufsstadt Kempten einen Bärendienst. Wer glaubt, die Kaufkraft für Möbel in Kempten damit zu binden, möge bedenken, dass der bekannte Möbelgigant in Senden über 90.000 qm Verkaufsfläche anbietet.

Von diesen überdimensionierten, schier unvorstellbaren Angebotsflächen wollen wir Ihre Aufmerksamkeit auf eine kleine, dafür umso liebenswertere Verkaufsfläche lenken. Mitten in unserer Altstadt ist vor Jahresfrist ein Tante-Emma-Laden, das Altstadtlädele, in der Vogtstraße entstanden. Um es für uns Alle zu erhalten, bitten wir um regen Einkauf Ihres Alltagbedarfes.

Erinnern wollen wir auch an unsere seit Jahren bestehenden Sprechstunden jeden Montag Nachmittag von 15.00 Uhr bis 17.00 Uhr (natürlich nicht an Feiertagen) in der Vogtstraße 8. Besonderen Wert legen wir hier auf die Bedürfnisse unserer älteren Mitglieder und Freunde auch oder gerade bei Behördengängen. Wir helfen, wo wir können, gerne!

Um uns Allen das kommende Weihnachtsfest besinnlicher und schöner zu gestalten, wollen wir uns an den Kosten eines Christbaumes auf dem St.-Mang-Platz zur Hälfte beteiligen. Wir sehen hier den eingangs angemahnten Bürgersinn. Wenn Sie uns dabei helfen wollen, freuen wir uns darüber besonders. Kommen Sie gut ins Neue Jahr, das uns endlich wieder bessere Aussichten bieten möge.

Unsere Jahresversammlung 2004 findet am Dienstag, 16.03.2004 um 19.30 Uhr wie gewohnt im Evangelischen Gemeindehaus statt. Wir bitten schon heute um Ihren Besuch dieses bestimmt spannenden Abends. Herr Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer hat sein Kommen zugesagt.

Ihr Hansjürg Hensler

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