Die „Nordkurve“ entwickelt sich zum Mühlbach Quartier

Ergebnisse umfangreicher Planungsarbeiten liegen vor. Bewilligung des Stadtrates ist Voraussetzung für Realisierung des ersten Bauabschnitts.

von Annette Pickert, Katrin Müller, Klaus Michael Kurz und Dr. Richard Schiessl

Früher versorgte der Mühlbach die Gerber mit Wasser, heute soll wieder ein offener Wasserlauf durch die Gerberstraße fließen. Bild: Amt für Wirtschaft und Stadtentwicklung Kempten

Die intensiven Planungsarbeiten und Untersuchungen zur Wiederbelebung der Straßenzüge „Gerberstraße / In der Brandstatt“ sind abgeschlossen. Das Integrierte Städtebauliche Gesamtkonzept für das Quartier liegt nun vor.

Während das Planungsbüro ORplan aus Stuttgart die städtebaulichen Rahmenbedingungen unter die Lupe genommen hat, entwickelte die Agentur dan pearlman aus Berlin die Marketingstrategie für die „Gerberstraße / In der Brandstatt“.

Nur die Verzahnung der städtebaulichen Vorgaben mit den Anforderungen an eine erfolgreiche Vermarktung des Quartiers verspricht eine erfolgreiche Wiederbelebung der beiden Straßenzüge. Das heißt, der öffentliche Raum des Quartiers wird unter Berücksichtigung der Anforderungen an die übergeordnete Marketingstrategie gestaltet.

Unter der Federführung des Amt für Wirtschaft und Stadtentwicklung fand bereits von Anbeginn des Projekts eine intensive Zusammenarbeit zwischen der Interessensgemeinschaft „Nordkurve“ und dem City-Management Kempten statt.

Nach wie vor sind aktive Bürgergruppen wie die „Altstadtfreunde“ und die Interessensgemeinschaft „Nordkurve“ in die prozessbegleitende Arbeit eingebunden. Über eine eigene Vereinsgründung der Interessensgemeinschaft, einer Gruppe engagierter Geschäftsleute und Eigentümer aus dem Untersuchungsgebiet, wird derzeit nachgedacht.

Die Ideen Gerberstraße / Fluss der Zeit und In der Brandstatt / Fluss der Inspiration liefern die Vorgaben, die sich gestalterisch im öffentlichen Raum wieder finden sollen. Zu Zeiten des Handwerks versorgte der Mühlbach in der Gerberstraße die Gerber mit dem wichtigen Element Wasser und trug so zum Wohlstand der Handwerker bei. In der heutigen Wissensgesellschaft ist es der Fluss der Informationen, der die Menschen bereichert.

Die Entstehung der Brandstatt geht auf einen Brand vor mehreren Jahrhunderten zurück. So negativ dieses Ereignis auch war, entstand so doch auch der Freiraum, der Platz für Neues und Innovatives geschaffen hat – verbunden mit den Elementen Licht und Himmel.

Der historische Wasserlauf in der Gerberstraße ist ein Anstoß, dass zukünftig das Element Wasser eine neue Bedeutung für den öffentlichen Raum bekommt. Das Tiefbauamt überprüft derzeit die Möglichkeiten eines offenen Wasserlaufes (Bach) in der Gerberstraße, der einen Fontänenbrunnen an der Ecke In der Brandstatt einschließt.

In der Brandstatt selbst werden in der Gestaltungsidee die Themen Feuer/Brand/Stadtbrand verarbeitet. Mit einer „Brandbox“ soll ein neuer Typ „Ausstellungspavillon“ entwickelt werden. Lichtinstallationen, die dem Himmel zugewandt sind, von weit her sichtbar sind und einladen, Neues zu entdecken, greifen ebenfalls das Thema „Licht / Feuer“ auf.

Die Gestaltungsprinzipien werden durch die traditionelle Entwicklung des Quartiers begünstigt, jedoch soll auch hier eine zukunftsfähige Gestaltung für die Stadtarchitektur und den öffentlichen Raum entwickelt werden, die eine neue Identität für das „Mühlbach Quartier“ definiert.

Entsprechend der ermittelten Zielgruppen muss für das Mühlbach Quartier ein niveauvolles, umfangreiches Angebot geschaffen werden. In der Marketingstrategie finden sich Vorschläge für die Ansiedlung von Branchen und Marken, die noch nicht in der Kemptener Handelslandschaft vertreten sind. Durch ein eigens für das Mühlbach Quartier eingesetztes Quartiersmanagement, das sich aktiv um die Weiterentwicklung und Vermarktung des Quartiers kümmert, soll die Realisierung der Maßnahmen unterstützt werden.

Mit den vorgeschlagenen Maßnahmen des Integrierten Städtebaulichen Gesamtkonzepts für den Rahmenplan werden die planerischen Grundvoraussetzungen für die Zielvorstellungen im Programm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ entwickelt. Zusammen mit den Bürgern der Stadt gilt es diese Planungskonzeption in der Laufzeit des Programms (in der Regel 8 Jahre) abzuarbeiten und in den Schwerpunkten zu realisieren.

Trotz der Förderung aus dem Programm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ bleibt ein erheblicher Finanzierungsbedarf für die Stadt selbst übrig. Bleibt zu hoffen, dass die notwendigen finanziellen Mittel, trotz der derzeit wieder sehr angespannten Haushaltssituation, vom Stadtrat bewilligt werden.

Dies vorausgesetzt, kann bereits im Frühjahr 2010 mit der Realisierung der ersten Baumaßnahme, der Umgestaltung der Gerberstraße zwischen Kaufhof und Kronenstraße, begonnen werden.

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