Die Innenstadt verändert ihr Gesicht

Aktueller Stand der Planungen für die historischen Plätze um St. Lorenz und die Residenz

Plan für die Neugestaltung Residenzplatz

Plan für die Neugestaltung Residenzplatz

Bereits im Sommer des Jahres 1997 verabschiedete der Stadtrat ein detailliertes Maßnahmekonzept zur Stärkung der Attraktivität und Zentralität der Innenstadt. Ziel dieser Maßnahmen ist es, die gesamte Innenstadt von Kornhausplatz, Hildegardplatz und Residenzplatz bis zum Gelände am Alten Bahnhof als Einkaufs- und Erlebnisraum zu stärken.

Drei Schwerpunkte im Rahmen dieser Konzeption sind vorgesehen: Im Süden der Innenstadt die Entwicklung des Einkaufs- und Erlebniszentrums Alter Bahnhof, die Sanierung der bestehenden Fußgängerzone in mehreren Bauabschnitten und im Norden der Innenstadt die Neugestaltung der Plätze um die Residenz und St. Lorenz.

Der Vorhaben- und Erschließungsplan für das „Allgäu-Forum” auf dem Gelände des Alten Bahnhofs wurde im Frühjahr 1999 verabschiedet und befindet sich im Augenblick in einem vereinfachten Änderungsverfahren, da auf Wunsch des Investors die Erschließung durch den Individualverkehr verändert werden soll: Anstelle eines 2. Tiefgaragengeschosses soll nun im Rahmen des Gesamtkonzeptes eine oberirdische Parkgarage auf dem Gelände entstehen.

Der erste Bauabschnitt für die Sanierung der Fußgängerzone, der südliche Abschnitt der Fischerstraße, wurde vor Einbruch des Winters fertiggestellt. Die neu gewonnene Großzügigkeit erweist sich bereits jetzt in den lebhaften Tagen der Vorweihnachtszeit als gelungene Lösung. Die besonders akzentuierten Aufenthaltsbereiche um die Brunnen werden mit besserer Witterung sicherlich durch die Passanten wahrgenommen und angenommen werden. Für das Jahr 2000 sind zwei weitere Bauabschnitte, die nördliche Fischerstraße bis zur Klostersteige und die Rathausstraße vorgesehen. Auch die bauliche Umgestaltung der nördlichen Bahnhofstraße bis zur Einmündung der Kotterner Straße wird im Jahre 2000 umgesetzt werden, so dass auch dort eine für Fußgänger attraktive Geschäftsstraße entstehen wird.

Bereits zu Beginn der Überlegungen war klar, dass die Maßnahmen in der Innenstadt gleichzeitig angegangen werden müssen, um Schwerpunkverlagerungen oder gar Neubildung eines Zentrums zu verhindern. So wurden auch die Überlegungen und Planungen für die Plätze im Norden, das historische Herz der Stiftsstadt, intensiv weitergeführt. Die ursprünglich in einem Arbeitskreis mit Vertretern aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Bürgerschaft erarbeiteten Zielsetzungen und Ansatzpunkte für eine Neugestaltung waren bereits Grundlage für den Maßnahmebeschluss des Stadtrates, für den Beschluss zur neuen Verkehrsregelung sowie für die Auslobung eines Plangutachtens zur Neugestaltung.

Nachdem Mitte des Jahres 1998 die Ergebnisse des Plangutachtens vorlagen, die gemäß der Auslobung den vorhandenen Parkraum im Bereich des Hildegardplatzes durch eine Tiefgarage ersetzten, entzündete sich eine weitreichende öffentliche Diskussion über die Frage der Parkierung im gesamten Bereich. Von unterschiedlichsten Seiten wurden erhebliche Widerstände gegen den Bau einer Tiefgarage laut: Schwerwiegende Eingriffe in die historische Bausubstanz, Ge­fährdung der Basilika, der Erhalt oberirdischer Parkplätze, die Frage der Notwendigkeit einer solchen Anzahl von Stellplätzen usw. waren wichtige Schlagworte.

Im Mai 1999 fasste daraufhin der Stadtrat auf der Grundlage einer konkreten Vorentwurfsplanung den einstimmigen Be­schluss, die Tiefgaragenpläne nicht weiter zu betreiben, sondern neue Vorschläge für eine Gestaltung mit Berücksichtigung der notwendigen, oberirdischen Stellplätze am Hildegardplatz zu suchen. Da weiterhin die zeitgerechte Neugestaltung des nördlichen Endes der Innenstadt ein wichtiger Teil des Maßnahmenkatalogs zur Innenstadtentwicklung ist, wurde die Verwaltung beauftragt, für den Residenzplatz und den Kornhausplatz parallel dazu die Entwurfs- und Ausführungsplanung auf der Grundlage des Ergebnisses des Plangutachtens zu erarbeiten.

Leitidee der Neugestaltung bei allen Arbeiten der im Plangutachten beteiligten Büros war es, die unterschiedlichen Qualitäten der Plätze herauszuarbeiten und deren jeweilige Eigenart zu stärken, trotzdem aber den Zusammenhang der Platzfolge durch einheitliche Gestaltungselemente zu verdeutlichen und eine konzeptionelle Einheit sichtbar zu ma­chen. Nach Auffassung des Planungs- und Bauausschusses wurde diese Leit­idee am überzeugendsten durch die Arbeit der Architekten Zwerch/Girsberger umgesetzt und dementsprechend der Auftrag erteilt, die Entwurfsplanung für den Residenzplatz und den Kornhausplatz auszuarbeiten.

Natürlich drängt sich die Frage auf, inwieweit ein solches Ensemble von mehreren Plätzen in einzelnen Abschnitten weiterentwickelt und überplant werden kann. Durch das Ergebnis des Plangutachtens liegt bereits eine Konzeption für den gesamten Bereich vor. Eine Realisierung ist nur in Abschnitten denkbar und so kann nun in einem ersten Bauabschnitt der Residenzplatz in der Entwurfs- und Ausführungsplanung weitergeführt werden. Am Hildegardplatz muss vor gestalterischen Überlegungen eine abschließende Klärung der Parkplatzfrage angegangen werden. Als erster Schritt dazu werden die Fragen, wieviele Parkplätze für diesen Bereich und die dort ansässigen Nutzungen notwendig sind und an welcher Stelle sie in welcher Form unterzubringen sind, geklärt werden. Erst dann macht die Ausarbeitung bzw. die Weiterführung des Gestaltungskonzeptes an dieser Stelle Sinn. Diese Überlegungen werden im Augenblick parallel zu den weiterführenden Planungen für Residenzplatz und Kornhausplatz angestellt.

Der Vorschlag des Architekturbüros Zwerch/Girsberger für den Residenzplatz sieht nun vor, für den großen, langgestreckten Baukörper der Residenz ein angemessenes Vorfeld zu gestalten. Dies erfolgt durch eine großzügige schräge Fläche, die die Ebene der an der Südseite des Platzes entlangführenden Fahrspur mit dem wesentlich niedrigeren Niveau der Residenz verbindet. Der Mittelrisalit der Residenz wird betont durch eine breite, sehr flache Stufenanlage zu der Vorfläche der Residenz von der Königstraße aus darstellt. Vom bestehenden Baumbestand auf dem Residenzplatz sollen die großen, sehr wertvollen alten Bäume erhalten bleiben. Der gesamte Unterbewuchs, wie z.B. die Eiben, sollen zugunsten einer größeren Transparenz und Großzügigkeit des Platzes entfernt werden. Vor dem westlichen Teil der Residenz soll nochmals ein gesonderter Aufenthaltsbereich entstehen. Hier ist an einen Naturstein-Plattenbelag mit einem flachen Wasserbecken gedacht. Kleinere Fontänen sollen diesem Wasserbecken Leben verleihen und das Wasser auch spürbar inszenieren. Von diesem Wasserbecken aus führt eine flache Rinne in Reminiszenz an den Schlangenbach entlang der Residenz nach Osten. Diese Rinne zwischen Grünbereichen und gepflasterten Flächen soll so flach gehalten werden, dass keine gesonderte Absturzsicherung oder Wintersicherung notwendig wird. Allerdings muss diese Rinne so ausgestattet sein, dass ein deutliches Fließen des Wassers zu spüren ist, damit auch die lebendige Wirkung des Wassers zum Tragen kommt und nicht der Eindruck einer schmalen „Pfütze” entsteht.

Leider steht derzeit im Bereich der Plätze kein Wasser aus dem ursprünglichen Verlauf des Schlangenbaches zur Verfügung. Mit Bau des Adenauerringes wurde 1971 das Bachwasser des alten Schlangenbaches über einen neuen Regenwasserkanal abgeleitet, so dass in den nur zum Teil noch vorhandenen alten Gerinnen auf dem Hildegardplatz und dem Residenzplatz kein Bachwasser, sondern Oberflächenwasser abgeführt wird. Die Zuleitung des alten Schlangenbachwassers in die Innenstadt wieder möglich zu machen, erfordert einen finanziellen Aufwand von mindestens einer halben Million DM. Der ehemalige Leiter des Tiefbauamtes, Herr Baudirektor a.D. Bruno Steinmetz, hat in einer umfangreichen Ausarbeitung die notwendigen baulichen Schritte untersucht und mit aktuellen Kosten untersetzt. Um im Bereich des Residenzplatzes die angestrebte Gestaltung

mit einer Wasserrinne in etwa an der Stelle des ursprünglichen Schlangenbaches zu er­reichen, müssen andere Wasserquellen gesucht und angezapft werden, da nach der augenblicklichen Haushaltslage die finanziellen Mittel für ein Wiederherstellen des Schlangenbaches nicht zur Verfügung stehen. Eine denkbare Möglichkeit ist die Weiterleitung des Wassers aus den Calgeeranlagen, das im Augenblick die verschiedenen Teiche und Brunnen im Bereich des Stadtparks speist.

Weiterhin sind bei der Bearbeitung aus dem Plangutachten die baulichen Einrichtungen im Osten des Residenzplatzes zu überprüfen. Die ursprüngliche Idee, hier durch ein Angebot von dauerhaften Marktständen – evtl. ein Angebot der Allgäuer Milchwirtschaft oder ähnliches – eine zusätzliche Attraktivierung dieses Bereiches zu erreichen, muss nach dem bisherigen Planungsverlauf in Frage gestellt werden. Bislang konnten keine konkreten Nutzer für eine solche Einrichtung gefunden werden. Der im Entwurf ebenfalls dargestellte Kiosk am Eingang der Gerberstraße muss im Zuge der Überlegungen ebenfalls in Frage gestellt werden, da ein Gebäude am Eingang in die Gerberstraße zum einen zu dominant in der Platzfläche steht und zum anderen die gewünschte Verbindung in die Fußgängerzone hinein eher einengt als öffnet.

Ein wichtiges Thema für gesamten Bereich ist die Frage des Bodenmaterials. Zum einen ist unbedingt notwendig, durch ein möglichst einheitliches Bodenmaterial den Residenzplatz gestalterisch zusammenzubinden, da durch die Verkehrsführung eine Zonierung entsteht. Zum anderen jedoch muss entsprechend der jeweiligen Nutzung der Belag den unterschiedlichsten Anforderungen ge­nügen: In den Gehbereichen soll er sehr ebenflächig und für alle Bevölkerungsgruppen gut zu begehen sein. Im Bereich der Straßenführung ist aufgrund der bestehenden Verkehrsbelastung ein stark belastbarer Belag notwendig, der auch nicht zu zusätzlichen Geräuschimmissionen führt. Nicht zuletzt erfordert der kulturgeschichtlich und stadträumlich bedeutende Platz vor der monumentalen, frühbarocken Residenz eine angemessene Wertigkeit des Materials. Hier arbeitet das beauftragte Büro im Augenblick seht intensiv an Lösungsvorschlägen, gestützt durch aktuelle Beispiele aus anderen Städten und Gemeinden. Da beabsichtigt ist, im Bereich des Residenzplatzes mit den Bauarbeiten nach der Festwoche im Jahr 2000 zu beginnen, ist es notwendig, die entsprechenden Beschlüsse zur ausgearbeiteten Entwurfsplanung bereits Anfang des Jahres 2000 herbeizuführen. Im Laufe des Januar ist vorab eine öffentliche Bürgerinformation vorgesehen, wie sie bereits für die anderen Abschnitte der Innenstadtbaumaßnahmen gute Übung geworden ist. Dabei soll der aktuelle Planungsstand zur Neugestaltung des Residenz- und des Kornhausplatzes vorgestellt werden und den Anlegern und Bürgern die Möglichkeit gegeben werden, Anregungen, Wünsche und Kritik in den Planungsablauf einzubringen. Baubeginn für den Kornhausplatz ist voraussichtlich Frühjahr 2001. Hier soll mit einer durchgängigen Gestaltung unter Verzicht auf der Straße vor dem Kornhaus ein adäquates Vorgelege für das neu renovierte Kornhaus und wiedererstandene Allgäumuseum entstehen.

Auch im Jahr 2000 wird in der Innenstadt wieder ganz deutlich werden, dass es sich hier um einen Schwerpunkt der Stadtentwicklung handelt. Die Baumaßnahmen im öffentlichen Raum führen wiederum zu für die Anlieger spürbaren Behinderungen und Schwierigkeiten. Die Mitarbeiter des Baureferates werden sich jedoch weiterhin bemühen, diese so gering wie möglich zu halten. Um das ehrgeizige Ziel einer zeitnahen Verbesserung in allen Bereichen der Innenstadt zu erreichen, müssen die einzelnen Baumaßnahmen auch angegangen und umgesetzt werden. Ich darf dazu die Betroffenen bereits heute um ihr Verständnis bitten und hoffe, dass durch die dargestellten Veränderungen letztendlich für die Anlieger und für die ganze Stadt Kempten ein deutlicher Quantensprung der Attraktivität in der Innenstadt erreicht werden kann.

Von Monika Beltinger, Baureferentin, Stadt Kempten

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