Das historische Gebäude, Burghaldegasse 2, das zuletzt als Lager genutzt wurde, wird derzeit vom Büro Maucher und Höß saniert, und soll ab dem neuen Jahr das eigene Architekturbüro beherbergen. Die Außenwände fanden die Architekten verputzt vor, sodass das mittelalterliche Gemäuer nicht sofort zu erkennen war. Die besondere historische Bedeutung kristallisierte sich erst im Laufe der Gespräche und Untersuchungen der Denkmalschutzbehörde heraus, und erforderte mehrfache Umplanungen. Ein Teil der Außenwände gehört zu der im 14. Jahrhundert errichteten Stadtmauer. Stiche aus dem 16. Jahrhundert zeigen an der Stelle ein viergeschossiges Gebäude, was damals fast als „Hochhaus” galt. Es wurden sogar Mauerteile gefunden, die noch älter sind als die Stadtmauer, also aus dem 13. Jahrhundert stammen.
Bei der Ausführungsplanung vermieden die Architekten Eingriffe in die alte Substanz. Leitungen, Schalter und Steckdosen werden entweder im Boden oder in den neuen Gipskartonwänden verlegt. Die alte Holzbalkendecke bleibt erhalten und sichtbar. Zur Wiederherstellung der Tragfähigkeit der, von Schädlingen befallenen, Balken wurden oberseitig Stahlträger eingesetzt, die somit unsichtbar bleiben. Die lückenhafte Balkenlage wurde durch Altholzbalken ergänzt. Historische Wände wurden vom Putz befreit und als Sichtmauerwerk konserviert. Die alte Stadtmauer mit ihren Zinnen und Schießscharten, alten Durchgängen und Einbauten wurde sichtbar gemacht.
Das statische Konzept war sehr einfach, die Außenwände mit einer Stärke von 60-70 cm sind tragend. Die große Spannweite von ca. 7,00 m im Inneren wird durch einen Unterzug und Stützen halbiert. Dieses Prinzip wird trotz der Umnutzung beibehalten. Die neuen Wände im Inneren sind nicht tragend, der hallenartige Charakter des Gebäudes bleibt erhalten. Die innere Erschließung erfolgt durch eine einläufige Stahltreppe in Richtung der Balkenlage im jüngeren Nordteil des Gebäudes. Die neue Nutzung verlangt jedoch auch eine Modernisierung. Das Haus war bisher nicht erschlossen, lediglich ein Stromanschluss war vorhanden. Die notwendigen Eingriffe wurden schonend umgesetzt. Die Heizzentrale befindet sich als Brennwerttherme unter dem Dach. Aufgrund der Fußbodenheizung konnte auf Heizkörper an den Wänden verzichtet werden.
Um eine zeitgemäße Wärmedämmung zu realisieren, wurde von außen ein Vollwärmeschutz-Verbundsystem aufgebracht; in dieser Ebene liegt auch flächenbündig die neue Isolierverglasung. Die neuen Materialien bestimmen das schlichte, moderne architektonische Erscheinungsbild von außen. Im Inneren zeigen sich die historischen Bauteile in ihrer Ursprünglichkeit, im Kontrast zur neuen „Hülle”. Das Dach wurde einheitlich mit Biberschwanzziegeln gedeckt oder ergänzt. Dachaufbauten gibt es keine. Mit diesem Ausbaukonzept gelingt es die schützenswerte Substanz, bei geringfügigen Abstrichen an der Nutzung, vollständig zu erhalten.
Von Markus Höß, Maucher und Höß Architekten