Bericht des Vorsitzenden

Bau-Chaos am Rathausplatz. Neues Forschungsprojekt für Hochwassergebiete verspricht Hilfe für Hausbesitzer.

Innenhof des Schwanengeländes mit Rückansicht des Hauses Bäckerstraße 9. Foto: Ralf Lienert

Die erfreulichste Nachricht für unsere Altstadt ist sicher die Renovierung und Rettung des Hauses Bäckerstraße 9 für den Stadtjugendring mit seinen zugeordneten Abteilungen. Die parallel verlaufende Sanierung und Erweiterung der alten Wirkungsstätte in der Kronenstraße für die Suttschule ist in vollem Gang. Eine bessere Lösung hätte man sich hier wirklich nicht vorstellen können. Die feierliche Eröffnung des SJR am 11. Juli in der Bäckerstraße war ein Meilenstein in der Entwicklung unserer Altstadt.

Für die Zukunft und die Bedeutung des St.-Mang-Platzes war die mehrheitliche Entscheidung des Stadtrates für Erhalt und Ausbau der Fundamente der Erasmuskapelle von größter Bedeutung. Der hier entstehende Schauraum macht 800 Jahre unserer Geschichte erlebbar. Die Zusage der Altstadtfreunde, dieses Kleinod bei Bedarf mit zu betreuen, wollen wir hier gerne wiederholen.

Viel zu wenig Beachtung hat die lobenswerte Sanierung der Stadtmauer zwischen der Zwingerstraße und der Beethovenstraße sowie im Bereich der Suttschule gefunden.

Auch auf der Burghalde tut sich viel. Rudolf Müller-Tolk ist zu verdanken, dass am 22. und 23. August ein hochinteressanter mittelalterlicher Markt mit Handwerkertreiben zu erleben waren. Am 01. September öffnete sich dann hier im alten Garderobengebäude das Haus für historisches Handwerk, in dem Kinder, Jugendliche und alle anderen Interessierten in die Welt des Handwerks längst vergangener Tage schnuppern können.

Anlässlich unserer Jahresversammlung am 17. März im gut besuchten Ev. Gemeindehauses stellte Herr Ludwig vom Amt für Brand- & Katastrophenschutz ein neues Merkblatt Hochwasser mit Tipps und Hinweisen für Bewohner gefährdeter Gebiete vor. Dieses Merkblatt ist in diesem Amt und der Geschäftsstelle der Altstadtfreunde erhältlich. Mehr zum Thema Hochwasser später!

Der Faschingsumzug der Rottachgilde am 21. Februar mit Endstation Rathausplatz war ein voller Erfolg und ein schönes Fest. Vielen Dank an alle Verantwortlichen. Auch im Jahre 2010 können wir dieses Fest am Samstag, 13. Februar, mit fröhlichen Narren feiern.

Unser Altstadt-Diakonie-Fest fiel dieses Jahr am 17. und 18. Juli leider dem schlechten Wetter komplett zum Opfer. Besonders leid taten uns unsere kleinen Flohmarktbestücker, die ihre Schätze zu Hause lassen mussten. Der Ausweichtermin anlässlich des Familientages am 19. September war nur eine kleine, aber sehr gemütliche Ausgabe mit dem „Holzer Trio“. Die Neuauflage 2010 findet am Samstag, 17. Juli statt – dann natürlich wieder mit einem Kinderflohmarkt.

Die versprochene Wiederbelebung bzw. Lösungen für Illerkauf – Zentralhaus – Quelle und unmittelbar damit verbunden das Brauhaus-Gelände wurden von Seiten der Stadt, Investoren und Besitzern wiederholt in Aussicht gestellt. Hoffentlich tut sich wirklich bald etwas. Hängt das mit dem Wert der jeweiligen Immobilien zusammen? Das Gebäude der Deutschen Bank ehemals Stadt Hamburg wurde laut AZ vom 24.01.1995 für 10 Mio. DM erstellt. Das gleiche Gebäude wird derzeit, also 2009, von einem Immobilienvertrieb für 3,1 Mio. Euro ohne Grund und Boden, da Erbbaurecht, angeboten.

Beton-Mikado

Als im September auf dem Rathausplatz ein Bagger und zwei Mann die lange gewünschten Gehbahnen auf dem Rathausplatz angingen, herrschte zunächst Freude, da dieses Projekt ja schon lange – eigentlich seit der Umgestaltung 1992 – von den Behindertenverbänden gefordert wurde. Die Freude währte nicht lange und wandelte sich in staunendes Unverständnis, als die gesamte Ausführung sichtbar und erkennbar wurde.
Aus zwei Bahnen wurden nun drei, da das Tiefbauamt anhand eines unglücklicherweise im Winter aufgenommenen Luftbildes nicht erkennen konnte, dass vor der Gaststätte Schnitzer ja in der wärmeren Jahreszeit Gastronomie stattfindet (Tische, Stühle und Sonnenschirme waren, da Winter, nicht auf der Planungsgrundlage). Da für das Flair des Rathausplatzes die seit Beginn der Neugestaltung entstandene Außenbewirtschaftung unverzichtbar ist, wurde der mittlere Streifen einfach schräg nach Norden versetzt. Ob diese ergänzte Planung so mit den Behindertenverbänden abgesprochen war, wie es aus dem Rathaus vermeldet wurde, ist nach der Reaktion des Vorsitzenden Herrn Hung anzweifelbar.

Fakt ist, dass die Bauarbeiter nach Fertigstellung der ersten Gehbahn von der Kronenstraße bis zum Ratscafe die Wirtin der Gaststätte Schnitzer aufforderten, am nächsten Tag Schirme, Tische und Stühle wegzuräumen, da laut ihrem Plan genau hier die nächste Bahn zu erstellen sei. Erst nach sofortigem Einschalten eines Rechtsanwaltes und neuerlicher – oder vielleicht auch erstmaliger – Ortsbesichtigung mit dem Tiefbauamt entstand kurzfristig die Verlegung in der jetzigen Form. Aber unter Umständen hatte die Baufirma ja alte Pläne? (Sommer-/Winter-Ausfertigungen)

Das eigentliche Ärgernis besteht jedoch in der unglaublichen Überheblichkeit der Planer. Kein einziger Anlieger, weder die Gastronomen, noch die Geschäftsinhaber und erst recht nicht die Interessenvertreter wurden in die Planung mit einbezogen. Am Hildegardplatz wird jeder einzelne Pflasterstein bis zur Ermüdung diskutiert, das Rathaus versichert zu jeder Gelegenheit, die Bürger in die Stadtplanung mit einzubeziehen, aber hier, im Zentrum unserer Stadt, darf ein Amt willkürlich am Bürger vorbei planen. Mag ja sein, dass der Behindertenverband wenigstens teilweise informiert wurde, darüber hinaus aber niemand.

Unsere Alternative, die auch jetzt noch umsetzbar ist, hätte die Bahnen zuerst einmal – weil schon vorhanden – durch die Arkade des Rathauses, von dort nahtlos an der Nordseite des Platzes vorbei an den Geschäften, der Gastronomie und der Volksbank bis zum Fürstenhof geführt. Von dort hätte es sicher keiner großen Planungskunst bedurft, einen ebenfalls nahtlosen Anschluss an den Gehbereich des neu gestalteten St.-Mang-Platzes zu ermöglichen. Dies wäre auch unter Berücksichtigung der Sicherheit aller Benutzer sinnvoller gewesen, da die Bahnenführung derzeit mitten durch die vom Straßenverkehr benutzten Flächen führt.
Wir bitten den Bauausschuss, diesen Aspekt doch noch einmal zu überdenken. In einem sind wir uns mit den Verantwortlichen einig, eine zusätzliche Verbindung der jetzigen Bahnen würde dem bisherigen Pfusch noch die Krone aufsetzen.

Übrigens, in Folge der Bahnenerstellung wurde eine Bodenhülse der Eingangsportale für den Weihnachtsmarkt einfach zugebaut. (Siehe elegante Gambionen-Lösung)

Die Verunstaltung des Rathausplatzes hat Tradition

Eines der drei auf dem Rathausplatz verstreuten Laufbänder. Foto: Ralf Lienert

Im Jahre 2001 gab es heftige Diskussionen über die Neugestaltung der sogenannten Pferdekoppel vor der Volksbank: von Mauern, gusseisernen Ketten, gotisch nachempfundenen Elementen und vielem mehr. Ein profunder Kenner der Kemptener Kunst- und Stadtgeschichte, Herr Eugen Steigelmann brachte sich in öffentlicher Sitzung ein. All dies hat Nichts genutzt. Nur nach dem Willen der Bauverwaltung wurde eine Monsteranlage erstellt, die von Bürgern unserer Stadt als Mausoleum geschmäht und mit dem Hinweis versehen wurde: Hier ruht der Geschmack der Stadt Kempten und 60.000 Euro ihrer Steuerzahler. (AZ 04.11.2002)

Damals reagierte OB Dr. Ulrich Netzer noch anders, „so war‘s nicht gewollt“ (AZ 06.11.2002), lies er die besonders kritisierten Grabplatten – je eine für unsere 5 Partnerstädte – entfernen und kündigte an, über weitere „Nachbesserungen“ nachzudenken. Ein greifbares Ergebnis dieses Nachdenkens ist uns bis heute nicht bekannt.

Wenn wir noch ein paar Jahre bis 1992, dem Jahr der Neugestaltung, zurückblicken, verschob sich der neu gesetzte Rathausbrunnen gleich um mehrere Meter. Hintergrund dieser willkürlichen und mit den Bürgern keinesfalls abgesprochenen Maßnahme war das Platzschaffen für ein möglichst geräumiges Festzelt. Ein solches wurde allerdings nur einmal mit mäßigem Erfolg aufgestellt.

Weitere wichtige Anliegen

Beim Durchforsten alter Unterlagen stößt man manchmal auf fast Vergessenes. Im Folgenden einige Punkte, die uns nach wie vor wichtig sind:

Nach einem Rundgang am 23. Juli 1996 mit dem damals noch neuen OB Dr. Ulrich Netzer war er von der Arbeit der Altstadtfreunde beeindruckt und sprach: Diesen warnenden Finger brauchen wir. Wir werden uns auch weiterhin daran halten.

Bereits 1988 und danach noch viele Male haben wir den Erhalt des Weidachschlössle angemahnt. Leider hören wir nichts. Hört die Verantwortung einer Stadt bei Privatangelegenheiten, die aber von großem öffentlichen Interesse sind, so einfach auf?

Gibt es bei Lutz-Neubert etwas neues? Vielleicht bleibt uns dieses umstrittene Projekt ja doch noch erspart!

Was hat die Stadt mit dem alten Pumpenhaus an der Webergasse vor? Bereits 1988 gab es ernsthafte Ansätze zur Privatisierung. Da die einmal angedachte Einbeziehung in die damals geplante neue Suttschule hinfällig geworden ist, stünde dem sicher nichts im Weg.
Seit Jahren mahnen wir die Einhaltung der Verkehrsregeln auf dem Rathausplatz an. Solange die Stadt hier die Verantwortung nur der Verkehrspolizei zuschiebt, diese es aber auch nicht als wichtig erachtet (und die Regeln übrigens selbst nicht einhält) werden wir dieses Thema immer wieder ansprechen. Wie oft haben wir darauf hingewiesen, dass dadurch in der Reichsstraße die befürchtete Verkehrsbelastung automatisch entfallen würde.

Als im Jahre 2004 die Firma Marti in das 4-P Haus in der Kronenstraße einzog, waren Freude und Erleichterung groß. Jetzt verlieren wir dieses attraktive Geschäft wegen Unstimmigkeiten mit dem Vermieter, bzw. wegen teilweiser Verwahrlosung der Anlage wieder. Offensichtlich konnte sich das technische Rathaus mit dieser Firma besser arrangieren.

Auch die Firma Musik Rimmel verlässt den Rathausplatz wegen Raumnot. Schade!

Sehr zum Unmut vieler Bürger ordnete die Stadtverwaltung viele kleine Nebenstraßen in ihrer Straßenreinigungssatzung, sprich Gebühreneinnahmen, wie die großen Fußgängerzonen oder Durchgangsstraßen ein. Wie wirkt sich hier das Urteil des Verwaltungsgerichtshofs, das Säubern nur bei Bedarf festgelegt hat, aus (AZ v. 08.10.2007)? Wie unwirklich diese Satzung tatsächlich ist, kann man schon daran ersehen, dass die Stadt selber hier nicht täglich reinigt, bei Schneelage erst recht nicht.

Über die überstandenen Hochwasser 1999 und 2005 wurde an dieser Stelle und auf Informationsveranstaltungen der Stadt ausführlich berichtet. Auf Plänen des Wasserwirtschaftsamtes konnten die Bürger die möglichen Überschwemmungsgebiete vage erkennen. Bereits 2005 haben wir im Altstadtbrief geschrieben: Schon 1999 haben wir eine Hochwasserkartierung, also ein Höhenmodell der Überschwemmungsbereiche gefordert. Dies wurde auf der städtischen Bürgerversammlung am 28.11.2005 im Ev. Gemeindehaus zugesagt. Mittels eines Laser-Scanner-Befliegens wird ein 3-D-Modell (Strömungsmodell) einer Gefahrenkarte erstellt. Allerdings wurde betont, dass diese Karte keine hundertprozentige Sicherheit gewährleisten kann. Aber schon annähernde Werte sind wertvoll und hilfreich, um allen Mietern und Hausbesitzern die Möglichkeit zum sinnvollen Objektschutz zu geben.

Die Bayerische Staatsregierung hat hierzu ein neues Forschungsprojekt namens FloodScan entwickelt, das nicht nur Jahrhundertereignisse, sondern auch andere Extremhochwasser sowie häufigere Fluten berechnen kann. Hiermit kann für jedes Haus oder jede Straße die Hochwassergefahr individuell erfasst werden. Bis 2010 soll die gesamte Landesfläche beflogen sein.
Bitte stellen Sie diese Möglichkeit allen Betroffenen, die es wünschen, zur Verfügung!

Kein Altstadtbrief ohne Hinweis auf die Allgäuer Festwoche: Nach wie vor glauben wir, dass die Öffnung völlig neue Impulse und Innovationen auslösen würde. Die Vorteile überwiegen bei weitem die Nachteile. Spätestens nach der Abtrennung des Lyzeums und der Fläche des ZUM 1994 wurde die zur Verfügung stehende Fläche noch kleiner und enger. Wenn Sie zur Durchsetzung der neu eingeführten Hausordnung einen Zaun benötigen, sollten Sie diese überdenken. Das Thema Sicherheit kann sicherlich auch bei einer offenen Festwoche gewährleistet werden. Zumindest wäre dann endlich Platz für genügend Toiletten.
Am 24. Februar 2003 wurde das City Management als Nachfolgeorganisation der Aktionsgemeinschaft gegründet. Hier einige der Kernaufgaben, die sich die Gründungsväter gaben:
– Interessenbündelung und Koordination aller Kräfte
– Bindeglied zwischen Stadt, Politik, Bürgern und Handel/ Wirtschaft
– Verbindung zu Institutionen und Verbänden
– Veranstaltungen zur Steigerung der Besucherfrequenz

Zumeist mit letzterem, überwiegend aber mit sich selbst, haben sich die bisherigen Vorstände auseinander gesetzt. Am 16. November 2009 wurde Herr Klaus-Michael Kurz zum neuen Vorsitzenden gewählt. Mit großer Hoffnung und Zuversicht werden wir ihn und seine Projekte begleiten und unterstützen. Sicher wird es ihm gelingen, die alten Zielsetzungen umzusetzen.
Nach wie vor unverständlich ist die Vorstandszugehörigkeit der Center Managerin des Allgäu-Forum. Oder sitzt ein Mitglied des City Managements im Planungsstab des Allgäu-Forum?

Herr Kurz ist auch federführend für das Projekt Nordkurve tätig.

Dem diesjährigen Weihnachtsmarkt wünschen wir ein gutes Gelingen und das richtige Wetter, seinen Besuchern fröhliche Stunden – und eine geöffnete Toilette im städtischen Verwaltungsgebäude. Wenn der Markt gewöhnlich um 20 Uhr schließt, ist es ein Unding, die Toiletten ebenfalls um diese Uhrzeit zu schließen. Die Öffnungszeiten müssen unbedingt eine Stunde länger als der Markt sein.
Nachdem wir diese Bitte seit vielen Jahren ohne Erfolg vorgetragen haben, wurde Herr Dr. Richard Schießl (Vorstand City Management, Stadt Kempten) bei der Jahresversammlung des City Managements am 16. November 2009 um die Umsetzung dieser Bitte gebeten – was er auch spontan zusagte.

In der Bäckerstraße 8 gibt es eine echtes neues Schustergeschäft. Frau Gudrun Kizilkaya, Schuhmacherin, betreibt hier ihr Schuhwerk. Wir wünschen ihr viel Erfolg und viele Kunden.

Für dieses Jahr kommt der Vorschlag sicher zu spät: In Zukunft wird auf jeden verkauften Christbaum ein Euro erhoben, die Händler führen den Betrag gesammelt ab, um die fachgerechte Entsorgung nach den Feiertagen zu finanzieren.

Verbringen Sie bitte friedliche und ruhige Feiertage und kommen Sie gesund in das neue Jahr. Unsere Jahresversammlung findet am 9. März 2010 um 19:30 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus statt. Wir freuen uns auf Ihr Kommen. Der Termin wurde wie jedes Jahr mit dem OB-Büro abgestimmt.

Abschließend noch ein wichtiger Hinweis. Am 08. Februar 2010 wird unser Verein Freunde der Altstadt Kempten e.V. 30 Jahre. Aus diesem Anlass wollen wir mit allen Direktbeteiligten an diesem Tage eine kleine Feier zur Ehrung der Gründer/Innen begehen.

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